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Schneckenpost: Implantat-Akupunktur

Die Zeitschrift des Parkinson Selbsthilfe Schneckenhaus e.V. berichtet über Implantat-Akupunktur

Implantatohrakupunktur - FLUCH oder SEGEN? Unter diesem Motto lud Dr. med. Sandi Suwanda Patienten, Therapeuten und Vertreter des ImplantatNadelherstellers (Fa. LAMETEC, Markneukirchen) am 10./11. Februar 2007 zu einer Informations- und Fortbildungsveranstaltung mit Schwerpunkt der Parkinsonbehandlung in das Spital Zollikerberg in Zürich/Schweiz ein. Er betreibt eine eigene Akademie für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) am Spital Zollikerberg in Zürich, ist Chefarzt auf seinem Fachgebiet TCM an dieser 200-Betten-Klinik, zusätzlich Präsident der Assoziation Schweizer Ärztegesellschaften für Akupunktur und Chinesische Medizin sowie anerkannter Ausbilder.

Im Spital Zollikerberg können Patienten aus allen Fachbereichen das Angebot der TCM nutzen; d.h. Schulmedizin und TCM ergänzen sich in dieser Klinik zum Wohle des Patienten! Telefon: 044 397 21 11 Internet: www.spitalzollikerberg.ch Es kamen rund 20 Therapeuten aus England, Deutschland und der Schweiz. Neben Heilpraktikern und Homöopathen waren eine ganze Reihe Mediziner verschiedener Fachrichtungen dabei.

Da Patientenvertreter der schweizerischen Parkinsonvereinigung mit ihrem führenden Schweizer Neurologen Prof. Ludin aus Termingründen nicht kommen konnten, nahmen aus Deutschland nur ein Restless-Legs-Patient und zwei Parkinsonpatienten (einer davon ich, Hermann Terweiden) an der Veranstaltung teil. Dr. Suwanda ging in seinem Einführungsvortrag auf die Behandlung der Parkinsonkrankheit aus Sicht der TCM ein. Lange vor James Parkinson (1755-1824) waren zumindest Einzelsymptome der Parkinsonkrankheit in China bekannt und wurden auch schon zielgerichtet behandelt. Heute werden neben der medikamentösen Therapie an den 7 bedeutenden Universitätskliniken die TCM lehren und anwenden z.B. auch verschiedene Akupunkturtechniken zur Parkinsonbehandlung eingesetzt. Dr. Suwanda stellte von diesen chinesi-schen Zentren neueste Erkenntnisse vor. Er zeigte SPECT-Aufnahmen (Single Photon Emission Computed Tomography). In diesem Fall wurden damit bildlich die dopamintransportierenden Zellen im Gehirn vor und nach Behandlung mit Elektro-Schädelakupunktur von 5 Parkinsonpatienten nachgewiesen.

Es konnte damit – wenn auch, wegen der geringen Fallzahl statistisch nicht aussagekräftig – ein Anstieg der Dichte der dopamintransportierenden Zellen nachgewiesen werden. Ein weiteres Studienergebnis aus 2006 mit der „point-through-point“ Elektro-Schädelakupunktur wurde vorgestellt. 76 Parkinsonpatienten wurden randomisiert (zufällig ausgewählt) in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe wurde nur mit der Schädelakupunktur, die zweite nur mit L-Dopapräparaten behandelt.Vor und nach der Therapie wurde die Superoxiddis-mutase (SOD) und die Lipidperoxidase (LPO) bestimmt. Beide Enzyme sind wichtige Radikalenfänger, die aufgrund einer angegriffenen Blut-Hirn-Schranke bei Parkinsonpatienten vermindert vorkommen. SOD- und LPO-Spiegel verbesserten sich in der mit Schädelakupunktur behandelten Gruppe signifikant (Bezeichnung von Ergebnissen, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie durch Zufall zustande kamen).

Der Unterschied im Zuwachs in Bezug auf die Kontrollgruppe war ebenfalls signifikant Aufgrund eines verbesserten Schutzes des Gehirns vor freien Radikalen, ist mit einem langsameren Fortschreiten der Erkrankung und im günstigsten Fall auch mit einer Reduktion der Symptome zu rechnen! Anschließend stellte Dr. Suwanda sein neues Therapiekonzept zur Behandlung der Parkinsonkrankheit vor. Anders als in der westlichen Medizin, wo Fachärzte nur für Teilbereiche des Körpers „zuständig“ sind, berücksichtigt die TCM den ganzen Menschen und kommt z.B. für die Diagnose ohne teure Geräte zu beachtlichen Ergebnissen.

Diagnoseverfahren von Dr. Suwanda:

Dr. med. Suwanda demonstriert die Suche nach Störfeldern: Da ein ungestörter Energiefluß in der TCM für gesunde Körperfunktionen steht, sucht Dr. Suwanda zuerst nach mar-kanten Störfeldern im Körper. Diese lie-gen zumeist im Kopfbereich. Mit der einen Hand hält er ein Röhrchen mit einem „Kontaktmedium“ (Procain ein Analgetikum) und fährt damit über einen Punkt etwas oberhalb zwischen den Augen, „Drittes Auge“ genannt. Mit der anderen Hand fühlt und beobachtet er Pulsveränderungen.

In meinem Fall als für ihn unbekannte Testperson fand er ausgethhend von diesem Fixpunkt spontan große Störfelder – meine Zähne! Bei geschlossenem Mund fand er bei mir mehrere entzündende Zähne! Er konnte mit seinem für mich wundersamen, Diagnoseverfahren sogar zwischen stärker und schwächer entzündeten Zähnen richtig unterscheiden! Für mich war es der letzte Anstoß, endlich mit der seit einem Jahr anstehenden Total-sanierung meiner Zähne zu beginnen (lt. Röntgenaufnahme vom Zahnarzt müssen mindestens 6 Zähne gezogen werden!). Für Dr. Suwanda kam ich für eine umfassende Weiterbehandlung nach seinem neuen Therapiekonzept erst nach zahnärztlicher Behandlung meines „Zahngrundproblemes“ in Frage. Es ist immer wieder zu beobachten, dass bei Erkältungen, Grippe usw. die Parkinsonmedikamente nicht ihre volle Wirkung entfalten.

Die Symptome (Krankheitsmerkmale) der Parkinsonkrankheit treten dann meist vorübergehend wieder stärker auf! Ähnliches ist auch von Infektionsherden im Mund- und Zahnbereich anzunehmen. Wenn sie lange Zeit unbehandelt bleiben, besteht nicht nur die Gefahr von Herz- und Rheumaerkrankungen, sie können sicherlich auch in Extremfällen wie bei Infektionskrank-heiten die Parkinsonmedikamentenwirkung abschwächen.

Nach der Störfeldsuche beginnt die eigentliche TCM-Diagnose. Dr. Suwanda’s Schwerpunkte bei Parkinson sind vor allem die Überprüfung von Leber-, Milz- und Nierenfunktion.

Therapieverfahren von Dr. Suwanda:

Die TCM-Akupunktur an verschiedenen Körperpunkten mit üblichen Nadeln - für schmerzempfindliche Patienten nadellos mit rotem Laser – sowie die Wärmebehandlung (Moxibustion) werden als Behandlungsmöglichkeiten für allgemeine Beschwerden wie Schmerzen, Ver-spannungen, Verbesserung der Durchblutung usw. eigesetzt. Zum allgemeinen Therapiekonzept gehören auch Ernäh-rungsanpassung (Diätetik), chinesische Osteopathie und aktive Bewegungstherapien wie Qigong und Taiji, die unter Anleitung von Fachkräften vom Patienten erlernt und zu Hause fortgesetzt werden können.

Die Schädelakupunktur mit herkömmlichen Nadeln gehört zum speziellen Behandlungskozept, mit dem die eigene Dopaminproduktion und/oder -übertragung wieder auf natürliche Weise angeregt werden soll. Zur Verstärkung der äußeren Reize werden zusätzlich schwache Stromimpulse auf die Akupunkturnadeln gegeben. Auch die Ohrakupunktur spielt im neuen Parkinson-Behandlungskonzept von Dr. Suwanda eine wichtige Rolle. Er sieht in den neu entwickelten Kunststoffnadeln der Fa. LAMETEC erweiterte Therapiemöglichkeiten gegenüber den herkömmlichen Metallnadeln, die maximal wenige Tage bis Wochen im Ohr bleiben. Diese unter dem Namen TEMPLAX® gerade auf den Markt gekommenen sog. Templantate werden unter die Ohrhaut verbracht und lösen sich erst nach 15-20 Monaten auf. Sie sind aus resorbierbarem Kunststoff, wie er schon lange z.B. in der Orthopädie bei Knochenbrüchen (z.B. für Verschrau-bungen) verwendet wird. Nach jeder Impflantatnadelbehandlung werden die Akupunkturpunkte am Ohr per Digitalfoto von Dr. Suwanda dokumentiert.

Zumindest für die vorübergehende Verbesserung von Rigor- und auch Tremorbeschwerden (Muskelversteifungen und Zittern) gehören sog. Tuina-Massagen zum Behandlungsprogramm. Fachkräfte aus Fernost lockern und ent-spannen die Muskulatur durch intensives und zum Teil sehr schnelles Schieben und Drücken. Bei mir wurde versuchsweise das stärkere Zittern meiner rechten Hand behandelt. Ich empfand die Behandlung sehr ungewohnt aber wohltuend. Zumindest für diesen Tag war meine rechte Hand fast zitterfrei.

Mit der chinesischen Phytotherapie (Behandlung mit Heilpflanzen bzw. Heilkräutern) stehen weitere Therapiemöglichkeiten zu Verfügung, die die Lebensqualität von Parkinsonkranken verbessern können. Relativ gut wirkende Mittel z.B. gegen Tremor (Zittern) sind allerdings tierischen Ursprungs. Hier sieht Dr. Suwanda aber Anwendungsbeschränkungen, da in unserem westlichen Kulturkreis sich nicht jeder Patient mit chinesischen Heilmitteln z.B. von Skorpionen oder Raupen behandeln lassen will!

Großen Wert legt Dr. Suwanda neben einer gründlichen Anamnese (Vorge-schichte des Patienten) auch auf eine gute Therapiekontrolle, Kenntnisse über die Wirkungen/Nebenwirkungen der üblichen Parkinsonmedikamente und eine gute Zusammenarbeit mit dem behandelnden Allgemein- und/oder Facharzt. Deshalb empfiehlt er z.B. allen TCM-Therapeuten, vor und nach der Behandlung von Parkinsonpatienten, die Befindlichkeit bzw. den Krankheitsgrad nach der offiziell anerkannten UPDRS-Methode (Unified Parkinson Disease Rating Scale) zu erheben. Ohrakupunktur mit Implantatdauernadeln Am menschlichen Ohr sind rd. 200 energetische Reflexpunkte nachweisbar, die mit verschiedenen Körperregionen in Verbindung stehen. Bei einer Erkrankung kommt es zu Veränderungen einzelner Reflexzonen. Mittels punktgenau gesetzter Implantate wird per Dauerreiz versucht, diese zu regulieren und so positiven Einfluss auf das Krankheitsgeschehen zu nehmen. Dr. Werth aus Magdeburg hat die Implantat-Ohrakupunktur zwar als Erster angewendet, aber keine Systematik entwickelt. Durch mangelhafte Dokumentation der Behandlung, zuviel Implantate (bis zu 100 pro Ohr!), Nichtbeachtung von Therapiehindernissen (siehe unter Dr. Suwanda) und unseriöse Aussagen über eigene Behandlungserfolge brachte er sich und die Ohrakupunktur in Misskredit.

Umso erfreulicher aus Patientensicht war die Vorstellung der Vorgehensweise von Heilpraktiker Claus-Peter Neumann aus München bei der Ohrakupunktur mit implantierten Titannadeln. Am Anfang seiner Behandlung steht eine umfangreiche Aufklärung, Befragung und Untersuchung des Patienten.

Von der Situation abhängig (z.B. weiter Anfahrtsweg) werden normalerweise über mehrere Sitzungen bei Parkinson bis zu 20 Nadeln pro Ohr implantiert, also maximal 40 Implantate; meistens weniger. Jeder behandelte Reflexpunkt wird dokumentiert und die Patienten bei Bedarf auch nachbetreut. Neumann hat bei 49 bis jetzt nach diesem Verfahren behandelten Parkinsonpatienten erstaunlich gute Ergebnisse erzielt. Nach Auswertung seiner Patientendaten, kommt es bei rd. 70 % seiner Patienten zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität. Dies bezieht sich auf Symptome wie Beweglichkeit, Tremor und Rigor – in Einzelfällen konnten auch Medikamente reduziert werden.

Mit Schulungsmaßnahmen für Therapeuten, der Bereitstellung von Unterlagen zur Therapie-Dokumentation und der Förderung von Anwendungsbeobachtungen bemüht sich der Nadelhersteller, die Fa. LAMETEC nur sachgerecht arbeitende Therapeuten zu beliefern (Dr. Werth gehört nicht mehr dazu). Diese sind im internationalen Netzwerk für kontrollierte Implantatohrakupunktur INAURIS e.V. zusammengeschlossen. Internet: www.inauris.com.

Zum „FLUCH“ kann die Implant-Akupunktur meines Ermessens dann werden, wenn z.B.

  • keine gründliche Anamnese gemacht wird
  • kein Vortest mit Normalnadeln stattfindet, ob der Patient auf Akupunktur überhaupt anspricht
  • alle Dauernadeln sofort implantiert werden
  • zu viele Nadeln um den wirksamen Akupunkturpunkt herum implantiert werden (kann z.B. im Laufe der Zeit zu Störeinflüssen führen und sorgt auf alle Fälle für höhere Kosten!)
  • Nadeln verwendet werden, die nicht aufgeraut sind (Gefahr des Herausfallens bzw. mittel- und langfristig von Positionsveränderungen)
  • keine Therapiedokumentation stattfindet
  • mangelhafte Nachbetreuung durch Akupunkteur und/oder Neurologen gegeben ist und z.B. bei guter Implantatwirkung die Parkinsonmedikamente nicht angepasst werden.

Die Implantatakupunktur ist dann ein „SEGEN“ wenn mit begleitenden Praxis-erprobungen die Wirksamkeit und –dauer auf breiter Basis bestätigt wird (z.B. auch für andere neurologische Erkrankungen oder Schmerzen, Rauchen, Übergewicht)

  • wenn Patient und Akupunkteur mit Normalnadeln oder Elektroakupunktur kritisch vortesten
  • bei positiver Wirkung dann ohne großen Zeitdruck Akupunkturpunkt für Akupunkturpunkt in größeren Zeitabständen durch das Implantieren von Dauernadeln aus Titan oder Templantate aus Kunststoff „abarbeiten“
  • Patient und Akupunkteur den behandelnden Neurologen in ihren Behandlungsweg mit einbinden
  • und eine gründliche Anamnese, Diagnostik, Behandlungsdokumentation sowie Verlaufs- und Nachkontrolle stattfindet

[Quelle: Schneckenpost, Terweiden]

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