Ruhe – endlich wieder «nichts hören». Diesen einfachen Wunsch können sich Tinnitus-Betroffene nicht erfüllen. Jeder zehnte Bundesbürger leidet am so genannten Ohrrauschen.
▼Akupunktur / Tinnitus▼Implantat-Akupunktur▼Info-Brief anfordernDer Tinnitus ist eine akustische Wahrnehmung. Sie wird zusätzlich zum Schall, der auf das Ohr wirkt, ein- oder beidseitig wahrgenommen. Diese Wahrnehmung beruht auf einer meist neurologisch bedingten Störung der Hörfunktion.
Betroffene Patienten hören Brumm- oder Pfeiftöne, Zischen oder Rauschen in verschiedenen Lautstärken und Tonhöhen. Welche Qualen die Symptome des Tinnitus tatsächlich auslösen können, ist ihren Mitmenschen häufig nicht bewusst. Mögliche Begleiterscheinungen dieser permanenten Belastung sind starke Konzentrationsschwächen, Unausgeglichenheit, Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen oder Arbeitsunfähigkeit.
Patienten hoffen, dass die auftretenden Geräusche im Ohr – der eigentliche Tinnitus – von selbst wieder verschwinden. Doch im Gegenteil: Je länger die Behandlung verzögert wird, desto schwieriger ist meist die Therapie. Man unterscheidet zwischen akutem Tinnitus (bis 3 Monate) und chronischem Tinnitus (über 3 Monate).
Häufig wird der Fehler begangen, den Tinnitus als eigene Krankheit zu betrachten. Oft ist er jedoch ein Symptom einer anderen Krankheit. Diese Betrachtungsweise verstellt oft den Blick auf eine mögliche Grunderkrankung. Wegen der Vielfältigkeit der Ursachen und Ausprägungsformen wird der Tinnitus häufig als Syndrom eingeordnet.
Ursachen und konventionelle Therapie
Ursprünglich nahm man an, dass Tinnitus hauptsächlich im Innenohr entsteht. Diese Theorie kann jedoch nicht aufrechterhalten werden, da Tinnitus nach Durchtrennung des Hörnervs in der Regel fortbesteht. Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit Tinnitus die neuronale Aktivität in verschiedenen Gehirnarealen verändert ist. Es wird daher angenommen, dass Tinnitus infolge von Hörstörungen in ähnlicher Weise entsteht wie Phantomschmerzen. Man vermutet, dass das Gehirn versucht, die Hörstörung zu kompensieren. Die so entstehende übermäßige Aktivität in der zentralen Hörbahn wird dann als Tinnitus wahrgenommen.
Zur Linderung des Tinnitus werden verschiedene Behandlungen angewendet. Dazu gehören hauptsächlich
- verschiedene Formen der akustischen Stimulation
- verhaltenstherapeutische Ansätze
- kombinierte Therapieansätze, die akustische Stimulation und verhaltenstherapeutische Elemente beinhalten
- medikamentöse Therapieverfahren
- Physiotherapie
- magnetische und elektrische Gehirnstimulations-verfahren
Für die meisten der angebotenen Therapien liegt kein Wirknachweis durch ausreichend große kontrollierte Studien vor. Medikamentöse Behandlungen von chronischem Tinnitus sind umstritten. Mediziner bemängeln insbesondere den langfristigen Einsatz durchblutungsfördernder Medikamente1).
Zu Beginn erfolgt im deutschsprachigen Raum meist eine medikamentöse Behandlung mit Vitamin-E-Präparaten, Magnesium, Kortison, intravenös gegebenen Lokalanästhetika wie Procain sowie durchblutungsfördernden Wirkstoffen.
Akupunktur
Abb: Akupunkturpunkte am OhrEs existieren heute viele verschiedene Formen von Akupunktur. Die wichtigsten Vertreter sind die Körperakupunktur sowie Ohr,- Schädel- und Handakupunktur. Dabei werden jeweils verschiedene Methoden zur Punktstimulation benutzt wie etwa klassische Akupunkturnadeln, Dauernadeln, Akupressur oder Stimulation mittels Laser.
Eine besondere Form der traditionellen Punktstimulation ist vor allem in Asien verbreitet: An den bekannten Akupunkturpunkten werden kurze Fäden aus auflösbarem chirurgischen Nahtmaterial an bekannte Akupunkturpunkte unter die Haut implantiert (Catgut-Akupunktur). So wird eine Langzeitstimulation erreicht. Die positive Wirkung auf viele Krankheitsbilder wurde in klinischen Studien belegt3).
Akupunktur bei Tinnitus
Patienten und Akupunkteure berichteten bereits seit langer Zeit über die Behandlung von Tinnitus-Symptomen mit klassischer Akupunktur. Die Wirksamkeit wird seit Jahrzehnten von Befürwortern und Gegnern der Akupunktur heftig diskutiert.
Auch kontrollierte klinische Studien deuten seit 2006 darauf hin, daß Akupunkturbehandlungen bei Tinnitus sinnvoll sein können2) 3) 4) 5). Es wird unter anderem die Schlussfolgerung gezogen, daß Akupunktur einen «offensichtlichen, therapeutischen Effekt auf nervlich bedingten Tinnitus hat und eine effektive Therapie ist»2)
Ohrakupunktur
Abb: Eine herkömmliche Dauernadel (links) und eine moderne Implantat-Nadel Als bedeutendster Vertreter der Mikrosystem-Akupunkturen gilt heute die Ohrakupunktur. Wann die Ohrmuschel erstmals therapeutisch genutzt wurde, ist nicht genau bekannt. Der älteste überlieferte Bericht stammt von Hippokrates. In den 1950er Jahren durchforschte der französische Arzt Paul Nogier die Literatur der Vergangenheit. Mit seinen Forschungen und Erkenntnissen legte er den Grundstein für die mittlerweile weltweit verbreitete moderne Ohrakupunktur: Die Aurikulomedizin. Diese bietet neben der Anwendung verschiedener Nadeltechniken auch diagnostische Möglichkeiten.
Seit den 1970er Jahren können zur Ohrakupunktur auch sogenannte »Dauernadeln« eingesetzt werden. Diese Nadeln verbleiben meist 1-2 Wochen im Ohr.
Implantat-Akupunktur
Abb: Ein Akupunktur-Implantat wird platziert Die moderne europäische Implantat-Akupunktur ist eine Form der Ohrakupunktur. Anstatt der kurzfristigen Anwendung von klassischen Akupunkturnadeln oder Dauernadeln werden winzige Implantatnadeln an den bekannten Reflexpunkten gesetzt. Die Nadel wächst nach 1-2 Tagen völlig unsichtbar in der Ohrmuschel ein und muss nicht wieder entfernt werden. Dadurch sollen die Reflexpunkte permanent stimuliert werden.
Implantat-Akupunktur entspricht im Stimulationsmechanismus (»Implantate am Akupunkturpunkt«) der asiatischen Catgut-Akupunktur, wird jedoch ausschließlich zur Ohrakupunktur eingesetzt.
So funktioniert Implantat-Akupunktur |
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1. Der Implantator wird auf den
Reflexpunkt gesetzt. |
2. Mit leichtem Druck wird das Implantat (hier rot) sanft in die Haut geschoben. |
3. Nach 2-3 Tagen ist das Implantat unsichtbar an seinem Bestimmungsort eingewachsen. |
Die verwendeten Akupunktur-Implantate haben in etwa die Größe einer Stecknadelspitze. Sie bestehen aus medizinischem Reintitan und sind hochverträglich. Als Alternative zu Dauerimplantaten aus Titan können Templantate eingesetzt werden (»Jahresnadeln«). Diese Nadeln bestehen aus einem synthetischen organischen Hightech-Material auf Glucose-Milchsäurebasis und sind auflösbar. Sie verbleiben 15-20 Monate im Ohr und werden während dieser Zeit vom Körper vollständig abgebaut.
Speziell ausgebildete Implantat-Akupunkteure setzen Implantate vorwiegend bei Krankheitsbildern ein, bei welchen sie mit klassischer Ohrakupunktur bereits gute Erfahrungen machen konnten.
Implantat-Akupunktur am Beispiel RLS: Ergebnisse einer Studie über die Abnahme des iRLS-Scores bei Patienten mit Restless-Legs-Syndrom nach der Behandlung mit Implantat-Akupunktur. Quelle: Deutsche Zeitschrift f. Akupunktur10
Seit der Entdeckung der noch relativ jungen Implantat-Akupunktur im Jahr 2001 werden diese speziellen Nadeln aufgrund ihrer Natur als Dauerimplantat vorzugsweise bei chronischen Krankheitsbildern angewendet. Die Behandlung erfolgt ambulant unter sterilen Bedingungen und ist unkompliziert.
Bei der Behandlung von Schmerzerkrankungen wie beispielsweise chronischen Gelenk- oder Rückenschmerzen werden vorwiegend resorbierbare Implantatnadeln (Templantate) eingesetzt. Bei erfolgreicher Anwendungung können nach 1-2 Jahren Titan-Implantate nachgesetzt werden
Das leistet Implantat-Akupunktur
- Das Implantat verbleibt permanent am Reflexpunkt im Ohr
- Das Implantat ist völlig unsichtbar
- Die Materialen des Implantats sind sehr gut verträglich
- Verringertes Risiko von Entzündungen gegenüber Dauernadeln
- keine medikamentösen Nebenwirkungen
- Es bleiben keine kosmetischen Schäden zurück